Aufzucht und Haltung
Ich fühl mich hier sauwohl!!!
Schweine leben von Geburt an in Gruppen mit sozialen Gefügen und bilden in der Gruppe eine Rangfolge aus. Schon am Gesäuge der Mutter hat jedes Ferkel „seine“ eigene Zitze, so haben die stärksten Ferkel immer die vorderen Zitzen, die am meisten Milch geben.
Um ständige Rangkämpfe zu vermeiden, werden die Schweine bei uns in kleinen Gruppen von 10 Tieren gehalten. Die Gruppenzusammensetzung bleibt bis zum Mastende unverändert. Somit muss die Rangordnung nicht ständig durch neue Rangkämpfe festgelegt werden und es werden Verletzungen durch Rangkämpfe erfolgreich verhindert.


Unsere Läufer, ca. 30 kg schwere Ferkel, kaufen wir von Jens und Herbert Bräunling aus Nussloch zu. Wir können selbst keine Muttersauenhaltung und Ferkelaufzucht betreiben, da wir keine Stallungen dafür haben. Die Ansprüche der Zuchttiere, Ferkel und Mastschweine sind in allen Lebensbereichen sehr unterschiedlich, so dass es besser ist, gute Ferkel von einem zuverlässigen Kollegen zuzukaufen.
Entgegen der Redewendungen sind Schweine reinlich und ordentlich. Sie unterteilen ihre Bucht in Schlaf-, Fress- und Kotbereiche und meiden es, Harn und Kot auf ihrem Schlaf- oder Fressplatz abzusetzen. Unsere Schweine bewohnen einen Stall mit sogenannten Teilspaltenboden, das heißt ein Teil der Stallfläche ist mit Spalten und ein Teil der Stallfläche ist mit einem rutschfesten Boden ausgestattet. Durch die Schlitze im Kotbereich, kann der Urin und Kot schnell abfließen und hilft dabei, den Stall und seine Bewohner sauber zu halten.

Im Liegebereich ist der Boden rutschfest und ohne Spalten ausgestattet. Dieses Stallsystem schafft günstige Voraussetzungen für ein gutes Stallklima und ein hohes Wohlbefinden der Tiere. Denn Schweine können nicht schwitzen und so kommt es bei Temperaturen oberhalb von 20 °C zu einem Hitzestau, in modernen Ställen kann man mit Hilfe der Technik immer für die richtige Wohlfühltemperatur zwischen 16 und 20 °C sorgen. Einfach mal eben so ein Fenster aufmachen und lüften ist leider nicht möglich, denn Schweine vertragen keine Zugluft, aufgrund des dünnen Borstenkleides.

Schweine sind von Natur aus sehr neugierig und suchen daher ständig nach Beschäftigung. Als Ferkel beschäftigen sie sich gegenseitig, wie kleine Kinder, mit Springen, Nachlaufen und Raufen. Ältere Schweine benötigen eine intensivere Beschäftigung, da ihnen schnell langweilig wird. Ein moderner Schweinestall bietet seinen Bewohnern daher eine bunte Ansammlung von Sielzeug in der Bucht, wie Bälle, Ketten, Holzklötze und Wippen.
Um Verletzungen und Stress zu vermeiden ist es wichtig, dass die Tiere, neben einem guten Stallklima, einer guten Buchteneinteilung mit entsprechenden Funktionsbereichen und ausreichend Beschäftigungsmaterial, genügend Futter und Wasser zur Verfügung haben. Dazu sind im Stall ausreichend Tränken in verschieden Höhen angebracht, um den Schweine in jeder Wachstumsphase ein bequemes Trinken zu ermöglichen. Im Fütterungsautomat befindet sich ausreichend Futter für jedes Tier. Die Futtermenge und -zusammensetzung richtet sich nach dem Alter, dem Geschlecht und der Rasse. Im Durchschnitt der Mast werden knapp drei Kilogramm Futter für ein Kilogramm Gewichtszuwachs benötigt.
Für eine vollwertige Schweinemast-Ration werden immer die drei Komponenten Energiefutter, Eiweißfutter und Mineralfutter benötigt. Eiweißfutter wird insbesondere für die Fleischbildung benötigt, geeignete Futterkomponenten sind Weizen, Gerste, gut verdauliches Soja- und Rapsschrot. Zu den Energielieferanten im Futter gehören Mais und Getreide. Außerdem muss das Schweinefutter hochverdaulich, sowie reich an Aminosäuren und Vitaminen sein. Der Grund hierfür liegt in der Anatomie des Schweines, denn es hat wie der Mensch einen einhöhligen Magen und nur eine schwache bakterielle Verdauung im Schweinedickdarm. Kurzum nur ein gutes und ausgewogenes Schweinemastfutter garantiert Ihnen unsere hohe Fleischqualität.

Wir halten unsere Schweine aufgrund des Seuchenschutzes und der Arbeitserleichterung in Ställen. Bei der Freilandhaltung besteht ein relativ hohes Risiko der Krankheitsübertragung durch Wildtiere, z.B. mit der Schweinepest von Wildschweinen oder mit Salmonellen aus Vogelkot. Außerdem benötigen unsere Hausschweine einen intensiven Sonnenschutz, aufgrund der hellen, ungeschützen Haut, sonst kommt es zu schweren und schmerzhaften Sonnenbränden. Wir finden unser Hausschwein gehört in den Stall. Zumal die grüne Wiese auf dem das Schwein grast und spielt eh utopisch ist, da Schweine, natürlichen Instinkten folgend, alles mit ihrem Rüssel umgraben, so dass in kürzester Zeit aus der grünen Wiese ein brauner Acker wird.
Die tiergerechte Aufzucht, Fütterung und Pflege ist die beste Krankheitsvorsorge, denn Stress schwächt nachweislich die Immunabwehr der Schweine, deshalb können wir auf Antibiotika verzichten. Seid Jahren mussten wir deshalb schon kein Antibiotika mehr einsetzten. Sollte es dennoch einmal, im absoluten Ausnahmefall angewendet werden, wenn das einzelne Tier wirklich erkrankt ist und ihm geholfen werden muss, so werden entsprechende Wartezeiten natürlich eingehalten.
Stallneubau für unsere Strohschweine
Derzeit sind wir gerade dabei einen neuen Schweinstall für unsere Strohschweine zu bauen. Der neue Stall soll gegen Mai bezugsfertig sein.
Gebaut wird ein sogenannter PigPort, das ist ein Schweinestall, der möglichst alle Bedürfnisse des Schweins bestmöglich erfüllt. Ein PigPort ist ein offenes Stallsystem, bei dem die Bucht in verschiedene Aktivitätsbereiche aufgeteilt wird:
- Der Liegebereich zum ruhen gestaltet sich ähnlich einer Hundehütte, unter einer Abdeckung die die Schweine vor Zugluft und im Winter vor kälte schütz, können alle Tiere gemeinsam auf Stroh ruhen.
- Im „Esszimmer“, einem Bereich vor der Liegebucht, können die Tiere an Tränken Wasser und aus Futterautomaten Getreideschrot zu sich nehmen.
- Die nächsten beiden Bereiche sind die sogenannten Aktivitätsbereiche, in denen den Schweinen Spielzeug zum spielen angeboten wird und die Buchtenwände zur Nachbarbucht geöffnet sind, so dass die Schweine Rüsselkontakt aufnehmen können. Der Aktivitätsbereich teilt sich in einen Bereich im Stall und in einen Außenbereich auf. Im Außenbereich kann das Schwein Tageslicht, Sonne, Regen, Schnee und Wind genießen. Vor allem dient der Außenbereich den Schweinen aber als Toilette, denn Schweine sind sehr reinliche Tiere, die den Kotbereich so weit wie möglich vom Fress- und Liegebereich trennen möchten.
Der neue Stall bietet unseren Strohschweinen somit viel neuen Tierkomfort in Form von:
- mehr Platz
- Aufteilung der Bucht in verschiedene Funktionsbereiche (ruhen, fressen, spielen und koten)
- Außenklima reize
- Tageslicht
- Stroh
- mehr Kontakte zur Außenwelt (direkter Kontakt zu Ihnen, wenn Sie unsere Schweine in ihrem neuen Stall besuchen)
- Stroh in der Liegebucht
- mehr Spielmöglichkeiten
- mehr Ausweichmöglichkeiten bei Rangkämpfen untereinander
- jedes Schwein kann sich sein persönliches Wohlfühlklima im Stall suchen (warm - Ruhekiste und kalt - Außenbereich (außer im Hochsommer bei 40°C 😊)
